Fusion Planen und Bauen: Raus aus den Kinderschuhen!
Die Bauindustrie ist eine Schlüsselbranche Deutschlands, wir sind die Konjunktur-Lokomotive der Volkswirtschaft: Unsere 915.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben 2021 einen Umsatz von 143,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das, was auf den Baustellen tagtäglich geleistet wird, ist beeindruckend. Dies gilt für Bauunternehmen ebenso wie für Planer, Auftraggeber und Betreiber. Wir sind stolz auf unsere geschaffenen Realitäten und auf unseren Beitrag zum wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Wohlergehen. Unsere Unternehmen bilden Jahr für Jahr tausende Fachkräfte aus und fördern die Hochschulausbildung zum Ingenieurberuf. Unsere Bauingenieurleistungen genießen weltweit einen exzellenten Ruf. Darüber hinaus ist die Nachfrage nach Bauleistungen weiter ungebrochen. Aber: Die Bauindustrie steht vor einem Wandel. Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass wir digitaler und kooperativer handeln müssen. Wir brauchen eine Fusion aus Planen und Bauen!
Unsere Städte und Regionen sind Beweis dafür, dass der Bau ‚smart‘ ist. Aber er ist zu wenig vernetzt – und damit im wahrsten Sinne auch zu wenig digitalisiert
Genauso wie wir die Infrastruktur verkehrsträgerübergreifend, mit Blick auf die Quartiere und Lebensräume der Menschen, ganzheitlich denken müssen, müssen wir beim Bau der Infrastruktur ebenfalls interdisziplinär und Wertschöpfungsketten-übergreifend denken. Bei frühzeitiger Einbindung der Baukompetenz in die Planung können Lösungen entwickelt werden, um etwa Klimaschutz am Bau über den gesamten Lebenszyklus zu optimieren.
Wir sind dabei, unsere Hausaufgaben zu erledigen: Wir reduzieren CO2-Emissionen und Schadstoffe mit Recycling-Baustoffen, Stickoxid-bindende Asphaltbelägen, Feinstaub-mindernden Moos-Paneelen oder mit Fahrbahnen, die induktives Laden während der Fahrt erlauben. So lassen sich die gesellschaftlich notwendigen Klimaschutzziele aus dem EU-Gesetzespaket „Fit for 55“ oder dem Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung erreichen. Viele Innovationen für den Klimaschutz und partnerschaftliche Projektabwicklungsmodelle insbesondere im privaten Bau sind bereits Standard - allerdings ist der öffentliche Bau nach wir von einer geringen Arbeitsproduktivität geprägt: Planung und Bau werden getrennt behandelt, es herrscht hohe Kleinteiligkeit und Billigstpreisvergabe sowie ein geringer Grad an Digitalisierung, Vorfertigung und Automatisierung. Und die Verbesserung von einzelnen Teilprozessen und Produkten bringt keine Produktivitätsschübe, wenn nicht die gesamte Projektabwicklung geändert wird.
In fast allen Lebens- und Arbeitsbereichen ist es üblich, in interdisziplinären Teams zu arbeiten. Am Bau steckt Vernetzung jedoch noch in den Kinderschuhen. Das muss sich ändern – unter anderem auch durch das Kompetenzzentrum Planen und Bauen.
29.04.2022