Prof. Dr. Steffen Warmbold, Stv. Hauptgeschäftsführer des VBI und Leiter Grundsatzthemen, eröffnete das Forum mit einem Ausblick auf die Chancen und Herausforderungen, die Künstliche Intelligenz (KI) für die Entwicklung von Planung und Bau bereithält.
Was müssen wir heute tun, um morgen wirtschaftlich zu sein?
Herausforderungen der digitalen Transformation für KMUs
Thomas Kirmayr, Leiter des Mittelstand-Digital Zentrum Bau, stellte in seinem Vortrag die Mission und Themen des Zentrums vor, wobei ein besonderer Fokus auf der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) und für die Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in der Baubranche lag.
Ein zentrales Anliegen ist, durch KI-basierte Lösungen nicht nur die Wirtschaftlichkeit von KMUs zu steigern, sondern auch den Wissensaustausch und die Wissenssicherung innerhalb der Unternehmen zu fördern. Besonders in Anbetracht des bevorstehenden Fachkräftemangels, bedingt durch den demografischen Wandel und den anstehenden Ruhestand vieler langjähriger Mitarbeiter, wird die Sicherung von Wissen als entscheidend angesehen. Kirmayr betonte, dass KI auch hierbei eine Rolle spielen kann, etwa durch die Entwicklung intelligenter Wissensmanagement-Systeme.
Im Rahmen des KI-Fokus hob Kirmayr hervor, dass die Ausrichtung des Zentrums verstärkt auf den aktuellen politischen Wunsch nach einer intensiveren Integration von KI in den Mittelstand angepasst wurde. So wurden unterschiedliche Formate vorgestellt, die das Thema KI auf verschiedenen Ebenen vermitteln sollen. Besonders hervorzuheben war der Praxis-Talk, ein Kooperationsformat mit Netzwerkpartnern, bei dem aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze aus der Praxis diskutiert werden. Hierbei sollen konkrete Anwendungsfälle und Best Practices gezeigt werden, die Unternehmen in ihrer digitalen Transformation unterstützen.
Ein weiteres Thema, das Kirmayr ansprach, war der Bereich ESG (Environmental, Social, Governance) im Immobilienmanagement. Durch neue gesetzliche Vorgaben und den Mangel an geeigneten Datenmodellen stellt ESG eine große Herausforderung dar. Die DIN SPEC 91475:2024-03 und DIN SPEC 91555 wurden als wichtige Standards vorgestellt, um eine ökologische Analyse von Immobilien sowie die Anforderungen an Open BIM (Building Information Modeling) im Lebenszyklus von Immobilien zu vereinheitlichen. KI könne hierbei in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen, indem sie eine effizientere Klassifizierung und Auswertung von ESG-Daten ermöglicht.
Kirmayr machte deutlich, dass die Wissenschaft die Praxis unterstützen muss. Gleichzeitig ist sie aber auch auf die aktive Zusammenarbeit und das Teilen von Informationen durch Unternehmen angewiesen. Nur durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen kann die digitale Transformation in der Bauwirtschaft erfolgreich gestaltet werden.
Künstliche Intelligenz in der Planungsbranche – Aus der Sicht der Wissenschaft
Prof. Dr.-Ing. Markus König, Leiter des Lehrstuhls für Computing in Engineering an der Ruhr-Universität Bochum, eröffnete seinen Vortrag mit der Feststellung: „KI macht Menschen nicht überflüssig, aber hilft Prozesse zu automatisieren.“ Diese Aussage unterstreicht die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) als unterstützendes Werkzeug, das den Menschen bei der Optimierung und Automatisierung von Prozessen hilft, anstatt sie zu ersetzen.
König erklärte, dass KI keine neue Technologie sei, sondern erst durch die Entwicklungen der letzten Jahrzehnten, insbesondere der steigenden Rechenleistungen und der zunehmenden Verfügbarkeit von großen Datenmengen, die Grundlage geschaffen wurde, um KI-Systeme effizient und zuverlässig zu entwickeln. In den 1960er Jahren war es noch nicht möglich, aus den damals verfügbaren Daten und Rechenkapazitäten verlässliche Ergebnisse zu generieren. Heute jedoch sei die technische Basis für den Einsatz von KI in Unternehmen gegeben.
Ein konkretes Beispiel aus der Forschung war das Projekt BIMKIT, das von 2021 bis Juni 2024 durchgeführt wurde. Im Rahmen dieses Projektes wurden große Datenmengen von Partnern manuell erfasst, um eine KI zu trainieren, die heute in der Lage ist, Schäden an Brücken zu identifizieren. Das Projekt verdeutlicht, wie wichtig Daten für den Erfolg von KI-Systemen sind. Ohne diese umfangreichen Daten wäre die Entwicklung eines solchen Systems nicht möglich gewesen.
Der Vortrag schloss mit einem Appell an die Wirtschaft und Praxis: Daten und konkrete Problemstellungen, die in der Praxis existieren, sind essenziell, um KI-Systeme weiterzuentwickeln und effizient zu nutzen. Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist entscheidend, um die Potenziale von KI vollständig auszuschöpfen und innovative Lösungen zu entwickeln.
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Michael A. Kraus, Professor für Strukturmechanik an der Technischen Universität Darmstadt, war der zweite Wissenschaftler im Themenblock. Er griff die Aussagen seines Vorredners auf und betonte dabei, dass der Mensch durch Künstliche Intelligenz (KI) keinesfalls ersetzt werde. Vielmehr gehe es darum, Prozesse zu unterstützen und zu automatisieren.
Kraus ging auf den unterschiedlichen Bedarf an Daten für verschiedene KI-Anwendungen ein und stellte klar, dass nicht jede KI-Anwendung große Datenmengen erfordert. In seinem Vortrag vermittelte er die Grundlagen der KI-Technologie und erläuterte den Weg von der Einführung der Technologie bis hin zur wirtschaftlich erprobten Nutzung. Besonders durch Gegenüberstellungen zeigte er auf, wie sich die traditionelle Softwareentwicklung und der Data-Driven KI-Ansatz unterscheiden. Ebenso stellte er dar, wie die „alte“ KI aus den 1960er Jahren im Vergleich zur modernen KI von heute aussieht und welche Fortschritte erzielt wurden.
Kraus hob drei entscheidende Aspekte hervor, die die Wissenschaft benötigt, um lösungsorientierte Ansätze für die Praxis und die Wirtschaft zu entwickeln:
- Problemstellung: Welche spezifischen Aufgaben müssen in der Praxis gelöst werden?
- Trainingsdaten: Um Lösungen zu entwickeln und zu testen, benötigt die Wissenschaft kontinuierlich Daten aus der Praxis.
- Leistungsbewertung: Es müssen Kriterien und Anforderungen definiert werden, die von den Lösungen erfüllt werden müssen.
Er betonte, dass die Verbindung von KI und Theorie neue Möglichkeiten eröffnen wird. Zukünftig könnten Meta-Modelle entwickelt werden, die mit einer Vorwärts- und Rückwärtsbefragung arbeiten, um Lösungen zu generieren. Aktuell werden KI-Einzelanwendungen eingesetzt, bei denen der Mensch der KI Anweisungen gibt, die sie dann umsetzt. Zukünftig könnten jedoch komplexere Modelle die Rolle des Menschen erweitern und eine tiefere Zusammenarbeit ermöglichen.
Zum Abschluss des ersten Teils der Veranstaltung fand eine Diskussionsrunde statt, an der neben Kraus auch Christian Richert, Mitglied der AK-Leitung Digitales im VBI, Prof. Dr.-Ing. Markus König und Thomas Kirmayr teilnahmen. Die Diskussion fasste die Kernbotschaften der Vorträge zusammen und hob folgende zentrale Punkte hervor:
- Die Wissenschaft kann aufzeigen, was machbar ist, jedoch müssen die Problemstellungen aus der Wirtschaft kommen, um Lösungen für die Praxis zu entwickeln.
- KI erfordert noch mehr Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, sowie zwischen Wissenschaft und Praxis, als dies bei anderen Technologien wie Building Information Modeling (BIM) der Fall ist.
- Gemeinsame Lösungen erfordern gemeinsame Daten – eine Herausforderung, da Unternehmen oft Daten und Informationen nicht gerne teilen.
Künstliche Intelligenz im Büroalltag – Lösungen der Wirtschaft
Heinrich Schimmel, Geschäftsführer der eccuro GmbH, eröffnete seinen Vortrag mit einem Grundsatzthema, das bereits von Thomas Kirmayr, dem Leiter des Mittelstand-Digital Zentrum Bau, angesprochen wurde: „Auf die Prozesse kommt es an!“ Schimmel betonte, dass die Digitalisierung von Prozessen nur dann sinnvoll ist, wenn die zugrundeliegenden Prozesse bereits effizient und gut strukturiert sind. Wenn ein schlechter Prozess digitalisiert wird, wird das Ergebnis ein schlechter digitaler Prozess sein. Umgekehrt gilt, dass gute Prozesse durch Digitalisierung und KI weiter optimiert und automatisiert werden können.
Im weiteren Verlauf des Vortrags konzentrierte sich Schimmel auf die GAIA-X Domäne „Planen-Bauen-Betreiben“, ein europäisches Projekt, das die Dateninfrastruktur im Bauwesen verbessern soll, um digitale Transformationen in der Branche zu ermöglichen. Er zeigte ein Anwendungsbeispiel zur Gebäude-Modernisierung zum klimaneutralen Betrieb, welches die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung im Kontext der klimaneutralen Modernisierung von Gebäuden verdeutlichte.
Weitere Informationen zu eccuro finden Sie hier: www.eccuro.com
Dr. Thomas Ruedel, Gründer und Geschäftsführer von Kauz.ai, war der zweite Sprecher im Themenblock und stellte zunächst die Unterschiede zwischen ChatBots und KI-Assistenten heraus. Während ChatBots oft auf vorgegebenen, einfachen Dialogen basieren, zeichnen sich KI-Assistenten durch intelligentere, selbstlernende Systeme aus, die in der Lage sind, komplexe Anfragen zu verstehen und auf eine breitere Palette von Aufgaben zu reagieren.
Im Zentrum seines Vortrags stand die Vorstellung der Kauz.ai Plattform, die mit einem integrierten ChatBot speziell für Handwerker und Handwerkskammern entwickelt wurde. Diese Plattform ermöglicht eine transparente Anwendung von KI und zeigt, wie KI-basierte Tools in der Praxis genutzt werden können. Obwohl die Plattform speziell für die Baubranche entwickelt wurde, erklärte Ruedel, dass das Konzept und die KI-Komponenten der Kauz.ai Plattform sich problemlos auf andere Zielgruppen, wie Ingenieure, übertragen lassen.
Dr. Ruedel betonte, dass KI fast alle Prozesse in nahezu allen Unternehmen transformieren wird. Er hob sechs spezifische Bereiche hervor, in denen KI besonders große Potenziale für Verbesserungen bietet:
- Wissensmanagement: Automatisierung der Verwaltung von Produktinformationen, Prozessbeschreibungen und Regularien.
- Support- und Serviceanfragen: Optimierung von Anwendungen im Bereich Office-IT und Supportprozesse.
- Kundenservice: KI kann die Informationsbereitstellung, Terminvereinbarungen, Support und Produktberatung verbessern und automatisieren.
- Marketing: Unterstützung bei der Kampagnenplanung, Materialerstellung und Zielgruppenansprache.
- Prozessoptimierung: Von der Schadenbearbeitung über Angebotserstellung bis hin zu E-Mail-Management und robotergesteuerter Prozessautomatisierung.
- Onboarding/Personalwesen: Automatisierung und Verbesserung von Prozessen im Personalbereich, wie etwa der Integration neuer Mitarbeiter.
Abschließend richtete Dr. Ruedel einen Appell an Ingenieurbüros: Für Pilotprojekte und die Entwicklung von Branchenlösungen sucht Kauz.ai Partner aus der Branche, die an der praktischen Umsetzung und dem Testen von KI-Lösungen interessiert sind.
Weitere Informationen zu Kauz.ai finden Sie hier: www.kauz.ai
Mark Borgmann, Regional Vice President bei UiPath GmbH, begann seinen Vortrag mit den Top 5 Themen, die ihm in seinen Kundengesprächen häufig begegnen. Diese Themen spiegeln die Herausforderungen wider, mit denen Unternehmen heute konfrontiert sind:
- Fachkräfte: Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.
- Fachkräftemangel: Ein besonders drängendes Problem, das Unternehmen in vielen Branchen betrifft.
- Mitarbeitermotivation: Die Notwendigkeit, die Mitarbeiter zu motivieren und langfristig zu binden.
- Kostenoptimierung: Der stetige Druck, Prozesse zu optimieren und Kosten zu senken.
- Kunden- und Unternehmensimage: Die zunehmende Bedeutung eines positiven Unternehmensimages und einer guten Kundenbeziehung.
Im Anschluss an diese Problembeschreibung stellte Borgmann die UiPath Plattform vor, die Unternehmen dabei hilft, diesen Herausforderungen zu begegnen. Die UiPath Plattform umfasst drei wesentliche Bestandteile:
- Robotic Process Automation (RPA): Automatisierung von wiederkehrenden, manuellen Prozessen zur Effizienzsteigerung.
- Künstliche Intelligenz (KI): Integration von KI-Technologien, um die Automatisierung noch leistungsfähiger und flexibler zu gestalten.
- Integration von Systemen und Daten: Vernetzung und Integration verschiedenster Systeme, um Prozesse nahtlos und ohne Medienbrüche zu automatisieren.
Borgmann präsentierte zudem verschiedene Anwendungsfälle, bei denen die UiPath Plattform erfolgreich eingesetzt wurde, um Unternehmen zu helfen, ihre Prozesse zu optimieren und die oben genannten Herausforderungen zu meistern. Besonders hervorzuheben ist die Verbesserung der Mitarbeitermotivation, da durch die Automatisierung monotone Aufgaben wegfallen und Mitarbeiter für anspruchsvollere, wertschöpfende Tätigkeiten frei werden.
Weitere Informationen zu UiPath finden Sie hier: www.uipath.com
Tanguy Vidal, Head of Marketing bei der CAPMO GmbH, begann seinen Vortrag mit einer wichtigen Erkenntnis: „Wir müssen die richtigen Fragen stellen, um KI erfolgreich in Unternehmen zu implementieren.“ Diese Aussage verdeutlichte die Bedeutung einer gezielten Herangehensweise bei der Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI), um deren Potenziale in der Praxis optimal zu nutzen.
CAPMO sieht großes Potenzial für den Einsatz von KI im Bauwesen. Die CAPMO Software-Lösung für das kollaborative Bauprojekt-Management wurde mit einer speziellen KI-Anwendung ausgestattet, die dazu dient, die Suche nach Informationen in und zu Bauprojekten gezielt und effizient zu gestalten. Durch diese KI-gesteuerte Informationssuche wird eine signifikante Effizienzsteigerung erzielt, Fehler werden reduziert und Kosten gesenkt. Die Anwendung hilft den Beteiligten, schneller und genauer auf die benötigten Informationen zuzugreifen, was zu einer besseren Projektsteuerung und -abwicklung führt.
Abschließend stellte Tanguy Vidal noch einmal klar, dass die richtige Frage bei der Implementierung von KI der Schlüssel zum Erfolg ist, da nur so das volle Potenzial der Technologie ausgeschöpft werden kann.
Weitere Informationen zu CAPMO finden Sie hier: www.capmo.com
In der abschließenden Diskussion des Themenblocks „Künstliche Intelligenz im Büroalltag – Lösungen der Wirtschaft“ wurden die Referenten gebeten, ihre Thesen zu KI aufzustellen, die als Leitgedanken und Impulse für die Implementierung von KI-Lösungen in der Praxis dienen sollten. Die Thesen fassen wichtige Erkenntnisse und Handlungsaufforderungen zusammen:
- Einfach machen!
- Mitarbeitende die KI nutzen werden Mitarbeitende die keine KI nutzen abschaffen.
- Strukturierte Abläufe und Community schaffen.
- Wieder dem Perfektionismus, das bremst die KI aus.
Künstliche Intelligenz in der Dienstleistungserbringung – Lösungen der Wirtschaft
Gilles Dostert von der Zenesis GmbH eröffnete den Themenblock nach der Pause und stellte die kollaborative KI-gestützte All-in-One-Plattform für die TGA-Branche (Technische Gebäudeausrüstung) vor. In seinem Vortrag ging er auf die Grundlagen, Herausforderungen und Problemstellungen ein, die die TGA-Branche derzeit betreffen, und zeigte auf, wie kollaborative KI in der Praxis unterstützend wirken kann.
Die All-in-One-Plattform von Zenesis wurde speziell entwickelt, um den Arbeitsalltag in der TGA-Branche zu optimieren. Sie ermöglicht eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren in einem Bauprojekt und nutzt KI, um Prozesse zu automatisieren, Fehler zu reduzieren und die Effizienz zu steigern. Dabei werden Daten aus verschiedenen Quellen integriert und analysiert, um fundierte Entscheidungen zu treffen und komplexe Aufgaben im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung zu vereinfachen.
Dostert sprach auch die Herausforderungen der Branche an, insbesondere den Fachkräftemangel, die Komplexität der Planungsprozesse und die Fragmentierung der Arbeitsabläufe. Die KI-basierte Lösung von Zenesis zielt darauf ab, diese Herausforderungen durch eine intelligente Automatisierung und verbesserte Zusammenarbeit zu adressieren.
Abschließend ging Gilles Dostert auf die Auswirkungen der KI für die Baubranche ein und betonte, dass KI ein enormes Potenzial in der Transformation der Branche hat. Jedoch könne dieses Potenzial nur dann vollständig ausgeschöpft werden, wenn die verschiedenen Akteure der Bauwirtschaft gemeinsam an der Umsetzung arbeiten. Nur durch Kooperation und den Austausch von Wissen könne der volle Nutzen von KI realisiert werden.
Weitere Informationen zu Zenesis finden Sie hier: www.zenesis-planung.de/
Diego Apellániz Quintana, von der kevee consulting GmbH, sprach im Anschluss zum Thema der KI-basierten Ökobilanzierung, ein hochaktuelles Thema für die Immobilienbranche. Apellániz Quintana erklärte, dass sowohl Leistungen, Prozesse als auch Produkte im Bauwesen erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Aufgrund der Komplexität der Baubranche und ihrer weitreichenden Umweltauswirkungen ist es besonders wichtig, effiziente Werkzeuge zur Ökobilanzierung zu entwickeln.
Die von Quintana vorgestellte Software-Lösung nutzt Künstliche Intelligenz, um die Ökobilanzierung von Bauprojekten zu automatisieren. Dies geschieht auf Basis der im 3D-Modell hinterlegten Daten, wodurch der Prozess der Ökobilanzierung erheblich vereinfacht und beschleunigt wird. Die Software ermöglicht es, in Echtzeit die Umweltauswirkungen eines Projekts zu ermitteln und nachhaltige Entscheidungen bereits in der Planungsphase zu treffen.
Ein weiteres Highlight des Vortrags war das Vor-Ort-Experiment, bei dem der Moderator Ralf Golinski sein „Traumhaus“ per Spracheingabe skizzierte. Mithilfe eines vorab definierten Fragenkatalogs konnte Golinski in wenigen Minuten seine Vorstellung eines Hauses durch KI in ein detailliertes 3D-Modell umsetzen lassen. Dieses Experiment verdeutlichte eindrucksvoll, wie KI und 3D-Modelle heute miteinander kombiniert werden können, um eine visualisierte, interaktive Planungsumgebung zu schaffen.
Weitere Informationen zu kevee finden Sie hier: www.kevee.com
Matthias Zühlke von der syte GmbH stellte im Rahmen seines Vortrags die Plattform des Unternehmens vor, die für die Analyse von Daten und das Aufzeigen von Potenzialen im Bereich Bau und Neubauprojekte genutzt wird.
Die syte-Plattform ist ein leistungsfähiges Werkzeug, das verschiedene Datenquellen integriert, um Bestandsanalysen sowie Neubaupotenziale zu visualisieren und zu berechnen. Dabei kommen Layer von Katasterdaten, Punktwolken und Satellitenbilder zum Einsatz, die eine detaillierte und präzise Darstellung der bestehenden Gegebenheiten ermöglichen. Diese Daten bilden die Grundlage für die Analyse und Planung von Bauprojekten.
Ein weiteres wesentliches Feature der Plattform ist die Nutzung von öffentlich verfügbaren Daten für die Analyse und Berechnung von Potenzialen für Neubauten oder Umnutzungen. Diese Daten helfen dabei, relevante Umwelteinflüsse, rechtliche Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Aspekte frühzeitig zu erfassen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Die Plattform unterstützt somit dabei, nicht nur den Bestand zu erfassen, sondern auch die zukünftigen Möglichkeiten zu visualisieren und optimierte Lösungen für Neubauprojekte zu entwickeln.
Weitere Informationen zu syte finden Sie hier: www.syte.ms
Dr. Lisa Lenz von der Building Information Cloud GmbH rundete die Veranstaltung mit ihrem Vortrag zu KI@ Building Information Cloud ab, wobei der Fokus auf den beiden innovativen Werkzeugen PlanBIC und ChatBIC lag.
PlanBIC bildete die Grundlage des Vortrags. Dieses KI-unterstützte Werkzeug wird verwendet, um geltende Regelwerke in die Planungsprozesse zu integrieren. PlanBIC hilft dabei, alle relevanten Vorschriften und Normen zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass Bauprojekte den aktuellen gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Es fungiert als Zentralstelle für die regelwerkskonforme Planung und erleichtert es, Compliance in komplexen Bauprojekten zu gewährleisten.
Ein weiteres Highlight war ChatBIC, ein weiteres KI-Tool aus dem Hause Building Information Cloud, das speziell für die Projektdateninteraktion entwickelt wurde. ChatBIC ermöglicht es, über einen KI-basierten Chatbot schnell und effizient Fragen zu einem Bauprojekt zu stellen und sofort Antworten zu erhalten. Der Clou: Der Chatbot bezieht nicht nur Informationen aus PDF-Dokumenten, sondern auch IFC-Daten (Industry Foundation Classes), die tiefere Einsichten in das digitale Bauprojektmodell erlauben. So können Nutzer nicht nur theoretische Informationen, sondern auch praktische, modellbasierte Antworten und Handlungsempfehlungen erhalten.
Dr. Lenz betonte, dass diese beiden Werkzeuge – PlanBIC und ChatBIC – nicht nur den Planungsprozess optimieren, sondern auch die Kommunikation und Interaktion mit Projektdaten revolutionieren, indem sie den gesamten Datenfluss zwischen den Akteuren im Bauprojekt effizienter und transparenter gestalten.
Weitere Informationen zu Building Information Cloud finden Sie hier: www.thinkbic.de
In der abschließenden Diskussion des Themenblocks „Künstliche Intelligenz in der Dienstleistungserbringung – Lösungen der Wirtschaft“ wurden die Referenten gefragt, ob der Mensch Angst haben sollte, durch KI entwertet zu werden. Ihre Antworten spiegelten eine differenzierte Sichtweise wider, die sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen betonte, die mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt verbunden sind.
- KI wird bestimmte Rollen/Positionen abschaffen sowie komplexere schaffen. Die Veränderung muss angenommen werden.
- Die Verantwortung liegt bei den Menschen. KI kann diese nicht ersetzen, nur effizienter machen.
- Dies ist ein Generationsproblem. Ältere Menschen haben sich das Handwerk/die Technik angeeignet oder erarbeitet, sie sind teilweise Perfektionisten. Jüngere Menschen nutzen hingegen Technologien, testen diese und gehen mit Fehlern anders um oder leben mit diesen.
- Man sollte Menschen bei den Grundlagen abholen, ihnen zeigen was möglich ist und für die Technologien begeistern.
Ausblick - Was müssen wir heute tun, um morgen wirtschaftlich zu sein?
Um in der Zukunft wirtschaftlich erfolgreich zu sein, müssen wir heute gezielt die Weichen stellen. Der Weg dorthin erfordert vor allem Veränderungsbereitschaft und die Bereitschaft, neue Technologien und Arbeitsweisen zu akzeptieren. Hier sind einige Schlüsselfaktoren, die den Erfolg von morgen beeinflussen:
Mitmenschen begeistern: Es ist entscheidend, die Menschen für den Wandel zu begeistern. In einer Zeit, in der neue Technologien wie KI eine immer größere Rolle spielen, müssen wir die Begeisterung für Innovation fördern. Technologie allein reicht nicht aus – der Glaube an die Veränderung und die Überzeugung, dass diese Veränderung positive Effekte hat, sind der Schlüssel. Wenn Menschen von den Vorteilen überzeugt sind und sich selbst als Teil der Veränderung sehen, wird der Übergang in die Zukunft wesentlich erfolgreicher.
Mehr Zusammenarbeit: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist unerlässlich. Wissenschaftliche Forschung und technologische Entwicklung müssen Hand in Hand mit den praktischen Anforderungen der Wirtschaft gehen. Der Austausch von Wissen, Daten und Erfahrungen zwischen den Akteuren fördert Innovationen, die nicht nur theoretisch gut sind, sondern auch in der Praxis funktionieren. Auch die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen ist wichtig, um Synergien zu nutzen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die den Wettbewerb stärken und die Branche als Ganzes voranbringen.
Einander mehr Vertrauen: Vertrauen ist der Schlüssel zur Zukunft. Besonders im Bereich der Daten müssen Unternehmen bereit sein, mehr Vertrauen zueinander zu entwickeln und Daten zu teilen, anstatt sie zu horten. Daten sind das neue Gold, aber nur, wenn sie gemeinsam genutzt werden können, entstehen die größten Potenziale. Besonders in der KI-Entwicklung kann das Teilen von Daten Innovation vorantreiben und zu verbesserten Lösungen führen. Natürlich müssen dabei Datenschutz und Sicherheit gewährleistet sein, aber das Vertrauen in den Austausch von Daten ist ein unverzichtbarer Schritt in Richtung einer digitalen, vernetzten Zukunft.
Verstehen, dass es keine 100%ige Lösung gibt: Ein wichtiger Punkt für die Zukunftsfähigkeit ist das Verständnis, dass es keine perfekte Lösung gibt – weder bei der KI noch in anderen Bereichen. KI wird viele Prozesse verändern und verbessern, aber sie ist nicht perfekt und kann Fehler machen. Wie der Mensch ist sie ein Werkzeug, das durch kontinuierliche Anpassung und Verbesserung immer leistungsfähiger wird. Es ist wichtig, realistische Erwartungen zu haben und sich darauf einzustellen, dass Fehler Teil des Prozesses sind. Nur so können wir aus Fehlern lernen und weiter an besseren Lösungen arbeiten.
Akzeptieren, dass KI die Arbeitsweise verändern wird, aber keinen Menschen ersetzt: Die Einführung von KI wird die Arbeitsweise verändern, aber sie wird keinen Menschen ersetzen. KI wird Routineaufgaben automatisieren, Prozesse optimieren und den Menschen in seiner Arbeit unterstützen – nicht ersetzen. Menschliche Kreativität, Entscheidungsfindung und Ethik bleiben weiterhin von zentraler Bedeutung. Es geht darum, KI als Partner zu begreifen, der den Menschen bei seiner Arbeit unterstützt und ihm ermöglicht, sich auf kreativere und wertschöpfende Tätigkeiten zu konzentrieren.
08.11.2024