6. BIMiD-Fachsymposium in Berlin: Für BIM gibt es kein Patentrezept!


Beim 6. BIMiD-Fachsymposium am 13. September 2016 in Berlin standen ein erstes Fazit vom Bauherrn des BIM-Referenzobjektes in Braunschweig sowie die Zwischenergebnisse der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung im Mittelpunkt. Fazit: Für BIM gibt es kein Patentrezept und bei der Einordnung von BIM-Projekten müssen mindestens drei unterschiedliche "Perspektiven" (= Interessen) berücksichtigt werden: "IT", "Modell" und "Management".

An der Veranstaltung im Besucherzentrum des Bundespresseamtes nahmen gut 160 Baufachleute aus ganz Deutschland teil. Am Beispiel der beiden BIMiD-Referenzobjekte in Braunschweig und Ingolstadt wurden wieder zahlreiche unterschiedliche Aspekte rund um das Thema Building Information Modeling (kurz: BIM) präsentiert: Neben BIM in Planung, Ausführung und Betrieb ging es auch um Fragen der Prozessoptimierung sowie um BIM in der Ausbildung. Der inhaltliche Schwerpunkt lag dieses Mal auf der Ausführungsphase, vor allem mit der Frage: „Wie und in welchem Umfang könnte das BIM-Modell in der Umsetzungs- und Bauphase genutzt werden?“

An der Veranstaltung im Besucherzentrum des Bundespresseamtes nahmen gut 160 Baufachleute aus ganz Deutschland teil. Am Beispiel der beiden BIMiD-Referenzobjekte in Braunschweig und Ingolstadt wurden wieder zahlreiche unterschiedliche Aspekte rund um das Thema Building Information Modeling (kurz: BIM) präsentiert: Neben BIM in Planung, Ausführung und Betrieb ging es auch um Fragen der Prozessoptimierung sowie um BIM in der Ausbildung. Der inhaltliche Schwerpunkt lag dieses Mal auf der Ausführungsphase, vor allem mit der Frage: „Wie und in welchem Umfang könnte das BIM-Modell in der Umsetzungs- und Bauphase genutzt werden?“

Bereits in der Begrüßungsrede brachte Prof. Dr. Klaus Peter Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP, die Erwartungen an Building Information Modeling auf den Punkt: Gebäude werden durch BIM besser werden! Mit besonders großem Interesse wurde daher das erste Zwischenfazit von Volkswagen Financial Services AG (VWFS), dem Bauherrn des Bürogebäudes in Braunschweig, sowie die Zwischenergebnisse des mit der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung befassten Instituts für Mittelstandsforschung (ifm) der Universität Mannheim erwartet.

Sabine Burkert, Projektverantwortliche bei VWFS, zog für die betrachteten Teilaspekte von BIM (Prozesse, Software, IT-Standards, Kommunikation, Kosten, Zeit und Qualität) ein durchweg positives Resümee. Besonders überzeugte sie das im Vergleich zu früheren Bauprojekten deutlich geringere Nachtragsaufkommen, wodurch es im Bauablauf insgesamt deutlich weniger Störungen gab. Da gegen Ende des Projektes mit dem BIM-Modell eine zentrale Datenbasis existiert, ergeben sich entsprechend positive Auswirkungen auf Datenkonsistenz und Transparenz. Auch treten deutlich weniger Missverständnisse auf wegen einer allgemein gesteigerten „visuellen Verständlichkeit“ dank der Kommunikation mithilfe des BIM-Modells. Darüber hinaus besteht wesentlich früher Kostensicherheit, da die Ausschreibungen für die wichtigsten Gewerke innerhalb von nur drei Monaten auf den Markt gebracht werden konnten. Dies bedeutete weniger Stress und die Möglichkeit, nachgelagerte Teams früher in die Prozesse einzubinden. Sabine Burkert kam zum Ergebnis, dass Bauen mit BIM wieder Spaß macht und BIM für VWFS daher auch in Zukunft der richtige Weg sei.

Moritz Bischof vom Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim hatte das Bauprojekt in Braunschweig zwei Jahre lang kontinuierlich begleitet und dabei zahlreiche Interviews mit Beteiligten geführt. Er macht deutlich, dass vor der Einordnung der Ergebnisse die Frage nach den Erwartungen an die BIM-Umsetzung stehen müsse. Dabei hat er drei unterschiedliche „Perspektiven“ herausgearbeitet: 1. “IT” (BIM vorrangig als IT-Thema), 2. “Modell” (Nutzen des Datenmodells) und 3. “Management” (BIM als Projekt- und Kommunikationsmanagement-Werkzeug). Gemeinsames Ziel aller BIM-Perspektiven sei die Optimierung von Zeit, Kosten und Qualität. Bei allen drei Teilaspekten gebe es in Braunschweig im „Vor-BIM“- und „Mit-BIM“-Vergleich deutliche Verbesserungen festzustellen. Unterscheidet man nach den drei unterschiedlichen Perspektiven, dann fällt auf, dass unter dem Gesichtspunkt „Modell“ und „Management“ sehr deutliche Verbesserungen festzustellen sind. Vor allem das Gebäudemodell biete als zentrales Werkzeug zur Kommunikation enorme Vorteile. Die dadurch beförderte lösungsorientierte Kommunikation macht Planen und Bauen effektiver. Die Parallelisierung vieler Prozesse führte zu einem früheren Zeitpunkt zu einem abgestimmten Planungsstand. Abstriche gab es aus Sicht der IT-Verwendung. Der konsistente, d.h. verlustfreie Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Beteiligten mittels offener, softwareunabhängiger Schnittstellen funktionierte nur zum Teil. Darauf reagierte der Bauherr in Braunschweig schon frühzeitig, indem er sich dazu entschied, einen externen Dienstleister mit Zusammenführung und Pflege eines Koordinationsmodells zu beauftragen. Während BIM also als Methode zur Optimierung von Prozessen, Kommunikation und zur Bereitstellung einer konsistenten Datengrundlage bereits gut funktioniert, gibt es beim Datenaustausch mit offenen Schnittstellen noch Nachholbedarf. Hier sind insbesondere die Softwareanbieter gefordert.

In der folgenden vom Projektleiter Peter Noisten, Fraunhofer IBP, geleiteten Podiumsdiskussion gab es vorwiegend Fragen zum Praxisbericht des Bauherrn. Der Schwerpunkt lag hierbei neben der Anwendung von Werkzeugen und Modellen verstärkt auf dem Faktor Mensch. "Wie konnten die Beteiligten zur Anwendung von BIM motiviert bzw. deren Ängste und Bedenken abgebaut werden?", lautete die zentrale Frage. Sabine Burkert spiegelte hierbei auch aus ihrem Projekt Licht und Schatten, die sie hierzu erlebt hat. Festzuhalten blieb jedoch, dass diejenigen, welche sich mit Freude und einer eigenen Erwartungshaltung mit BIM auseinandergesetzt haben auch für sich Chancen und neue Perspektiven entwickeln konnten. Zudem traten in diesen Gewerken während der Bauphase feststellbar weniger Probleme auf.

Im Weiteren wurde das Programm durch Beiträge weiterer BIMiD-Projektpartner ergänzt: Aude Bougain vom Fraunhofer IBP stellte den von den BIMiD-Projektpartnern entwickelten BIM-Referenzprozess in der praktischen Anwendung vor. Wichtig sei, dass dieser „Referenzprozess“ eher eine Orientierungshilfe sei, die für die optimale Wertschöpfung von Projekt zu Projekt auf die Bedürfnisse eines jeweiligen Unternehmens angepasst werden müsse. Im Anschluss daran ist das Prozessmanagement entscheidend, um nachhaltige Ergebnisse zu sichern. Stefan Kumschier von Leitwerk Consulting stellte dabei praktische Methoden vor, die zu dauerhaften Prozessoptimierungen führen. Dr.-Ing. Thomas Liebich vom Projektpartner AEC3 erläuterte die für BIM wichtigen Prozessschritte von den Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) bis zur Datenübergabe mit open BIM. Er machte darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, zu jedem Zeitpunkt und für jeden BIM-Anwendungsfall den richtigen Vollständigkeitsgrad aller Daten in den Fachmodellen abzubilden, dies vorab im BIM-Pflichtenheft zu beschreiben und abschließend auch prüfen zu können. Er zeigte dies am Beispiel der eigenen Datenbank-Lösung “BIM*Q”. Prof. Dr.-Ing. Hans-Hermann Prüser von der Jade Hochschule stellte in seinem Vortrag die Herausforderungen an die Hochschulen dar, wie sie sich aus der didaktischen Aufbereitung der beiden Referenzobjekte ergeben. Noch wichtiger als „neue“ BIM Studiengänge aufzubauen ist es,  die bestehenden zielorientiert um BIM-Inhalte zu ergänzen. Der Arbeitsmarkt erwartet schon jetzt die entsprechenden Kompetenzen von den zukünftigen Ingenieuren. Die Hochschulen können und müssen  umgehend Modelle für BIM-orientierte Fachplanungen und Prozesssteuerungen entwickeln. Sie benötigen dazu, die passenden finanziellen und personellen Ressourcen und vor allem eine Ausstattung der Hörsäle, Seminarräume und Arbeitsplätze, in denen das Berufsbild wirklichkeitsnah simuliert werden kann: „BIM gibt’s nicht umsonst.“

Weitere Praxispartner berichteten von Erfahrungen der Bauleitung mit BIM in Braunschweig (Aurelio Centmayer und Henning Oetke, GP Dr. Grossert Planungsgesellschaft) sowie, ebenfalls in Braunschweig, mit BIM im Innenausbau (Matthias Jakisch, Lindner Gruppe). Franz Madl von pbb Planung + Projektsteuerung, Generalplaner beim Referenzobjekt in Ingolstadt, thematisierte die Frage „Wie kommt TGA as-built ins BIM-Modell?“. Er zeigte sich gewiss, dass BIM die Baubranche zukünftig nachhaltig verändern wird: Projektplanungen und -phasen verschieben sich, auch die VOB müsse an die neuen Prozesse angepasst werden. Die heute üblichen CAD-Zeichnungen in 3D würden reduziert werden auf rein grafische Darstellungen, der eigentliche Content werde dann vollständig im BIM-Datenmodell verfügbar sein.

Einen Einblick in die Planungs- und Produktionsprozesse in einer gänzlich anderen aber vergleichbare Branche gewährte der Keynote-Speaker Dr. Felix Lootz von der Meyer Werft in Papenburg: Er berichtete über den Einsatz innovativer Technologien und Konzepte im Kreuzfahrtschiffbau („schwimmende Hotels“) und berichtete über die Herausforderung, aus 15 Millionen Einzelteilen von 800 Lieferanten ein Schiff zu bauen. Das Management dieser Komplexität und die herausfordernde Kostensituation stellen ebenfalls sehr hohe Anforderungen an die Modellierung. 

Den Veranstaltungsrückblick mit Fotogalerie und allen Präsentationen zum Downloaden gibt es in Kürze auf www.bimid.de/Veranstaltungen.


13.09.2016