Spätestens seit Beginn der Covid-19-Pandemie nimmt die Diskussion um digitale Partizipation neue Fahrt auf. Das spiegelt auch den wandelnden Charakter der e-Partizipation selbst: Die technischen Möglichkeiten sind seit der ersten Welle der „Online-Beteiligung“ größer geworden. Nichtsdestotrotz setzen viele von staatlicher Seite genutzten Beteiligungsplattformen nach wie vor auf klassische Formate wie Foren, die Informationen bereitstellen und Diskussionen auf Kommentarspalten begrenzen. Bürger:innen sind jedoch auch Nutzer:innen, die gerne auf Technologien zurückgreifen wollen, die sie ins Zentrum stellen und sie zur Nutzung motivieren. Hier ist es wichtig die User Experience in den Blick zu nehmen, um über neue Formen der Beteiligung an Politik und Verwaltung nachzudenken. Gleichzeitig können staatlich initiierte Online-Beteiligungsverfahren eine Möglichkeit darstellen, die politische Meinungs- und Willensbildung von kommerziellen sozialen Netzwerken auf demokratisch kontrollierte Formate auszuweiten und dort die Bürger:innen mit ihren Plattformbedürfnissen ins Zentrum zu stellen.
Im Rahmen des interdisziplinären Projekts “Take Part” wurde eine e-Partizipationsapp entwickelt (FZI Forschungszentrum Informatik in Zusammenarbeit mit CAS Software AG, Raumtänzer GmbH und Neuland Medien GmbH), die die Technologien Augmented und Virtual Reality für die Visualisierung und Diskussion von stadtplanerischen Bauvorhaben einsetzt. Die Begleitforschung stellte die User Experience ins Zentrum und fand heraus, dass die neuartigen Formen der Visualisierungen Bürger:innenbeteiligung attraktiver, aber auch mobiler machen und so die Möglichkeit bietet, neue Personengruppen zur Partizipation anzuregen. Mithilfe eines nutzerzentrierten Ansatzes und unter Rückgriff auf qualitative Methoden, konnten die Chancen und Herausforderungen von e-Partizipation aus Sicht der potentiellen Nutzer:innen herausgearbeitet werden. Im Sinne eines Praxisbeitrags werden die Ergebnisse der Studien vorgestellt, der Demonstrator vorgeführt, die Wichtigkeit der Beachtung von Plattformdesign betont und weitere Ideen für die Integration innovativer Technologien diskutiert.
Über Jonas Fegert:
Jonas Fegert studierte Politikwissenschaft, Governance und Public Policy in Berlin (Freie Universität Berlin), Friedrichshafen (Zeppelin Universität) und Porto Alegre (Universidade Federal do Rio Grande do Sul). Seit April 2019 ist er Mitarbeiter am FZI-Berlin in der Abteilung Information Management & Analytics und seit 2021 ihr stellv. Leiter. Er beschäftigt sich mit Fragen von E-Democracy und E-Participation und Digital Government und promoviert zu diesen Themen am Karlsruher Institut für Technologie bei Prof. Christof Weinhardt. Von 2008-2014 arbeite er im Büro einer Bundestagsabgeordneten und von 2014-2018 war er als Referent beim Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk maßgeblich am Aufbau von Initiativen und Strukturen des Begabtenförderungswerks beteiligt.
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21.05.2021