Das "Schlaue Haus" ist ein denkmalgeschütztes Bürgerhaus im historischen Stadtzentrum von Oldenburg, das von 2010 bis 2012 unter Einsatz nachhaltiger Technologien saniert und umgebaut wurde. Es kamen verschiedene Techniken der Bestandserfassung zum Einsatz, so dass das Tragwerksmodell modelliert und attributisiert werden konnte.
Zielsetzung
Das Planen und Bauen im Zuge von Modernisierungen/ Sanierungen und/ oder Umnutzungen von Bestandsgebäuden stellt Baubeteiligte regelmäßig vor Herausforderungen, besonders wenn noch Aspekte des Denkmalschutzes, des Brandschutzes und der Barrierefreiheit, wie bspw. bei öffentlichen Nutzungen von Gebäuden, berücksichtigt werden müssen. Das ?Schlaue Haus? in Oldenburg war eines dieser Bauvorhaben, bei dem es diese Aspekte zu berücksichtigen galt. Es ist eines der ältesten Bauwerke der Stadt Oldenburg und wurde vor rund zehn Jahren umfassend saniert, umgebaut, erweitert und einer gänzlich neuen Nutzung zugeführt. Ein lichtdurchfluteter Neubau mit einer großzügigen Glasfront ergänzt dabei den historischen Altbau. Das ?Schlaue Haus? wird heute als Begegnungsstätte und Diskussionsort für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft genutzt.
Um die komplexe Planung überhaupt fundiert ausrichten zu können, bedurfte es zunächst einer detaillierten Bestandserfassung, was in diesem Projekt die Tragwerksplaner der OP Engineers GmbH zum Teil mit übernahmen. Die damalige Planung von Behnisch Architekten sah vor, den Altbau des heutigen Schlauen Hauses weitgehend zu erhalten und das historische Giebelhaus um einen Neubau zu erweitern. Das Ingenieurbüro, das in Arbeitsgemeinschaft mit der Ingenieurberatung Bröggelhoff aus Oldenburg für die Tragwerksplanung verantwortlich war, setze damals ein Tachymeter zur Erfassung der historischen Holztragkonstruktion ein. Darauf basierend wurde ein verformungsgerechtes 3D-Modell erstellt, das die Höhenproblematik in den Raumabfolgen zwischen Alt- und Neubau besonders deutlich machte. Auf Grund der Erfassungsdaten war es möglich, diese und zahlreiche andere Herausforderungen frühzeitig planerisch zu lösen. Auch wurde das Modell für Visualisierungszwecke in Planungsbesprechungen mit den Baubeteiligten herangezogen und allen zur Verfügung gestellt, so dass unterschiedliche Problemstellungen frühzeitig erkannt und gemeinsam gelöst werden konnten.
Fazit
In den vergangenen Jahren hat sich viel im Bereich der Bestandserfassung getan: von der Photogrammmetrie bis zum 3D-Laserscanning gibt es velfältige Aufnahme- und Verwertungsmöglichkeiten. Je nachdem, welche Informationen für die weitere Planung und das spätere Facility Management benötigt werden, ist das Verfahren und die entsprechende Informationsverarbeitung zu wählen. Dabei gilt: erst das Ziel definieren, dann den Weg bestimmen. Denn nur wenn Bedarfe ausreichend definiert und geschärft sind, kann zielgerichtet aufgenommen werden. Eine wesentliche Rolle für alle Baubeteiligten spielen in der BIM-Methode dabei die Auftraggeberinformationsanforderungen ? kurz AIA ? und der BIM-Ablaufplan ? kurz BAP. Nur durch Transparenz der Ziele, Anforderungen, Prozesse und Verantwortlichkeiten lässt sich die Methode BIM gewinnbringend für alle nutzen. In naher Zukunft wird es zudem Möglichkeiten der bildbasierten Erfassung und anschließender Auswertung der Informationen über Algorithmen geben.