Fachplaner und Handwerk sammeln in einem fiktiven BIM-Projekt Erfahrungen. Praktisch angewandt, spielerisch ausgetauscht, interdisziplinär und niederschwellig so lautet der Rahmen des TGA-Planspiels. Die Fachplanung ist abgeschlossen und soll nun an die ausführenden Unternehmen übergeben werden - Zeit für ein erstes Resümee.
Ausgangslage
Die BIM-Methode praktisch anwenden, sich spielerisch dazu auszutauschen, möglichst interdisziplinär und niederschwellig, um möglichst schnell zu lernen, an welchen Stellen die Herausforderungen warten und über welche Sachverhalte man sich vorher klar werden muss – diese und andere Gedanken und Fragestellungen machen sich derzeit viele kleine und mittelständische Unternehmen der Baubranche. Der Wunsch nach Erfahrungsaustausch und Wissensaufbau in Bezug auf Digitalisierung wurde deshalb zum Anlass genommen, ein Planspiel im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung zu initiieren.
Ziel
Ziel des TGA-Planspiels war es mit überschaubarem Aufwand einen Erkenntnisgewinn in Bezug auf den BIM-Prozess zu generieren. Dabei ging es den Beteiligten vor allem um das „Doing“. Man wollte sich nicht lang in theoretischen Mindmaps zu Prozessen und Rollenverteilung aufhalten, sondern vor allem praktisch Informationen zwischen den Disziplinen tauschen, ergänzen, modifizieren und diesen Prozess dokumentieren. Der Wunsch war spielerisch herauszufinden, welche Hürden das Arbeiten mit BIM bereithält und welche Grundlagen unbedingt da sein müssen, um überhaupt gemeinsam an einem Informationsmodell und seinen dazugehörigen Fachmodellen arbeiten zu können.
Einführung
In Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Digitales Handwerk suchte man zunächst nach geeigneten Partnern. Die Vielfalt der Beteiligten sollte dabei möglichst einem realen Projektszenario entlehnt sein: Architekten, Fachingenieure, Bauunternehmen, Handwerk und natürlich auch die Softwarehersteller wurden angesprochen und gewonnen. In einem ersten Austausch ging es darum, sich gegenseitig kennenzulernen und möglichst ein Projektszenario und einen Bearbeitungszeitraum festzulegen. Die Vorstellungsrunde zeigte bereits, dass theoretische BIM-Kenntnisse und Erfahrungen divergierten: vom „Hören-Sagen“ bis zur mehrjährigen (BIM)-Erfahrung war alles dabei und entsprach so durchaus dem realen Projektgeschehen. So wurde viel Energie darauf verwendet, aufzuklären, was BIM ist und in welcher Form man es in einem Planspiel anwenden könnte. Alle Beteiligten waren sich darin einig, dass die Methode in Zukunft verstärkte Nachfrage erfahren wird und man bereits heute beginnen muss, Kenntnisse und Erfahrungen aufzubauen, um sich nicht nur jetzt einen Marktvorteil zu sichern, sondern künftig überhaupt am Markt bestehen zu können. Es gelang am Ende ein mögliches Projektszenario zu definieren und die Rolle des Architekten, der Fachplanung Lüftung und Elektro, sowie des Bauunternehmers, des Elektrikers, des Lüftungsbauers und des Bauherrn zu besetzen. Das Commitment der Beteiligten war von Anfang an groß: alle sicherten ihr Mitwirken am Planspiel neben der herkömmlichen und zeitlich bereits sehr ausfüllenden Tätigkeit im Unternehmen zu, unterstützten bei der Auswahl des Projektes, stellten Räumlichkeiten und Know-how gern zur Verfügung und gingen proaktiv auf einander zu.
Bisheriger Stand
Die Kompetenzzentren unterstützten die Teilnehmer mit ihrem Fachwissen. Es wurde zunächst der „BIM-Mittelstandsleitfaden am Beispiel des Fachmarktzentrums Leinefelds“ vorgestellt, der von der Bergischen Universität Wuppertal und in fachlicher Begleitung der RMA Management GmbH, der DEUBIM GmbH und POS4 Architekten im Auftrag des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat sowie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt-, und Raumforschung erarbeitet wurde. Hierbei ging es vor allem darum zu verstehen, wie der BIM-Leitfaden angewandt wurde und für das eigene Planspiel herauszufinden, in welchem Umfang man die BIM-Methode nutzen wolle und wie die Rollenverteilung und damit einhergehenden Aufgaben aussehen könnten. Darüber hinaus wurde die VDI Richtlinie 2552 vorgestellt und ergänzend im Rahmen des BIM-Sommermeetings diskutiert.
Das gewählte, spielerische Szenario umfasste die Planung einer Großküche eines Veranstaltungsraumes, der mit bis zu 200 Personen genutzt werden kann. Dabei griff man auf ein real existierendes Projekt des Bauunternehmers zurück, der die eigene Rolle und die des Architekten inne hatte. Da sich das Bauvorhaben bereits in der Ausführungsplanung befand, konnte man alle zur weiteren Fachplanung benötigten Parameter kurzfristig identifizieren und den Fachingenieuren zur Planung der Lüftung und Elektrik zur Verfügung stellen.
Die Kommunikation unter den Beteiligten wurde von Anfang an mitgedacht, da diese, ganz dem realen Projektgeschehen folgend, in unterschiedlichen Städten verortet sind. Die ersten Meetings wurden klassisch in Präsenz veranstaltet, damit sich die Beteiligten kennenlernen und der Workflow abgestimmt werden konnte. Das Kompetenzzentrum Planen und Bauen regte an, möglichst schnell eine Common Data Enviroment einzurichten, die nicht nur das klassische Dokumentenmanagement in einer Cloud ermöglicht, sondern vor allem das Informationsmodell verwaltet. Auch hier wurde zunächst geprüft, welche Leistungen die CDE erfüllen muss und welche optional bzw. wünschenswert wären. Im Ergebnis wählte die Gruppe ein kostenloses Produkt, das verschiedene Tools als kostenpflichtige Ergänzung bietet und die man ggf. noch in Anspruch nehmen wolle, sofern es das Projekt erforderlich mache.
Eine große Herausforderung mit der sich die KMU derzeit auseinandersetzen, ist die hohe Auslastung der betrieblichen Ressourcen und die begrenzte Zeit sich mit Themen der Digitalisierung und neuen Methoden auseinanderzusetzen. Daher wurde in diesem Projekt bewusst auf eine „entspannte“ Abwicklung gesetzt, bei der die Beteiligten die Möglichkeit haben sich in einem sicheren Umfeld untereinander abzustimmen und ihre Ergebnisse in den regelmäßigen Besprechungsrunden zu präsentieren. Diese Besprechungsrunden fanden i.d.R. digital statt. Da das CDE in der Freeware nicht die Möglichkeit einer Live Konferenz bot, war die Kommunikation an dieser Stelle separat über Telefonkonferenz und Besprechung im CDE.
Als Herausforderung zeigte sich zunächst die Verortung der unterschiedlichen (Fach-)modelle. Im Austausch mittels IFC zeigte sich, dass diese nicht den gleichen Ursprung hatten und das Koordinatensystem nicht definiert war. Nachdem dies vorgenommen wurde, war der Informationsaustausch mittels IFC fordernd. Die abweichende Benennung gleicher Bauteile in den unterschiedlichen Softwareprodukten führte bspw. zu Problemen bei der Auswertung. Darüber hinaus haben die KMU’s teilweise mit eigenen Baugruppen oder Bauteilen gearbeitet, die dann ein Informationsüberangebot zur Folge hatten. Die Beteiligten waren es bis dato nicht gewohnt ihre Modelle herauszugeben, sondern nutzen diese lediglich für den internen Gebrauch. Mit Hilfe von Kollisionskontrollen, die direkt im CDE möglich waren, wurden in erster Linie geometrische Unstimmigkeiten detektiert und besprochen.
Erste Erkenntnisse
Im ersten Ergebnis ließen sich die vielschichtigen Herausforderungen schnell lösen, auch Dank einer offenen Fehlerkultur und einer kooperativen Arbeitsweise der Beteiligten, die vor allem gemeinsam BIM erfahren und lernen wollten. Sicherlich ist die Komplexitätsreduktion des Projektes und die nur partiell zum Einsatz gekommene BIM Methode dafür ausschlaggebend, dass das Planspiel überhaupt neben dem Alltagsgeschäft durchgeführt werden konnte. Der Mehrwert der Methode ist aber allen Beteiligten deutlich geworden, sei es für die eigenen Prozesse oder das Qualitätsmanagement oder dem Verständnis für die Arbeitsweise der anderen Fachdisziplinen. Auch ist die offene und überaus kooperative Arbeitsweise bei allen Beteiligten sehr positiv bewertet worden. Es stand das Projekt und der Erfahrungsgewinn im Vordergrund, nicht Termin- und Kostenmanagement. Um sich einem komplexen Thema wie BIM zu nähern, ist dies sicherlich ein Weg Hürden abzubauen und mit Freude den Mehrwert der Digitalisierung für sich zu erkennen.