Ein digitales Kartierungsmodell bietet für den Betrieb von Gebäuden vielfältigste Anwendungsszenarien. Es kann beispielsweise als Grundlage zu Erarbeitung individueller Sicherheitskonzepte dienen, wie sie in Corona-Zeiten benötigt werden.
Ausgangslage
Digitale Kartierungsmodelle verknüpfen lasergescannte Punktwolke und Panoramafotos miteinander. Sie stellen ein ideale Kommunikationsgrundlage für den Bereich des Facility Managements dar, insbesondere in Zeiten des dezentralen Arbeitens, wie es Pandemiebedingt aktuell erfolgt. In diesem Umsetzungsprojekt soll das Potenzial eines Kartierungsmodells zu Kommunikationszwecken erprobt werden.
Ziel
Um das Potenzial von Kartierungsmodellen im Bereich des Facility Managements zu erschließen, sollen die Möglichkeiten an Hand der eines aktuellen Anwendungsfalls erprobt werden. Ziel ist es, die Kommunikation unter den vielfältigen Akteuren wesentlich zu vereinfachen. An Hand des bildbasierten Informationsmodells, das browserbasiert abrufbar und mit ergänzenden Informationen versehen wird, gelingt es virtuell Begehungen durchzuführen. Vorteil sind neben der Zeit- und Kostenersparnis das einfache Teilen der Informationen mit allen Beteiligten.
Durchführung
Die Corona-Pandemie hat erhebliche Auswirkungen auf den Alltag aller Lebensbereiche. Für die Nutzung der Gebäude der öffentlichen Hand wurden länderseitig individuelle Sicherheitskonzepte entwickelt, die es kurzfristig und je nach Nutzungsart umzusetzen galt. Für die Jade Hochschule prüften die Arbeitssicherheit und das Gebäudemanagement in Zusammenarbeit mit der Hochschulleitung die Vorgaben und setzen die notwendigen und umfangreichen Maßnahmen an den drei Studienorten Oldenburg, Elsfleth und Wilhelmshaven in kürzester Zeit um, damit die Sicherheit und Gesundheit für Studierende, Bedienstete und Gäste gewährleistet ist. Diese besondere und nie dagewesene Situation stellte alle Beteiligte vor große Herausforderungen. Die Arbeiten hatten bei laufendem Betrieb, unter Corona-Exposition und größtem zeitlichem Druck zu erfolgen.
Wie ist die klassische Vorgehensweise? An Hand der Bestandsunterlagen werden die Möglichkeiten zur Umsetzung der Sicherheitsvorkehrungen geprüft - beginnend mit Wegeführung, Raumauslastung, Bedarf an Desinfektionsmittelspendern etc. Da nicht alle notwendigen Informationen in einer Unterlage zusammengefasst sind, ist der Umfang ergänzender Aufnahmen in Vorort-Begehungen enorm, um überhaupt valide Aussagen und Entscheidungen treffen zu können. Konkret waren beispielsweise die Positionen von bestehenden Feuerlöschern und anzubringenden Desinfektionsmittelspendern abzugleichen, Maße für die Verortung und Anschaffung von Spuckschutz aufzunehmen, die Abstandsgebote in den Lehrräumen bei individueller Ausstattung umzusetzen, die Vorgaben zur individuellen Mobilität in den Eingangs- und Aufenthaltsbereichen zu signalisieren etc. Darüber hinaus sind die erfolgten Maßnahmen geeignet zu dokumentieren.
Es stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten dem Gebäudebetrieb zur Verfügung stehen, wenn auf ein digitales Gebäudemodell zurückgegriffen werden kann?
Im Zuge der Vorbereitung einer Kellersanierung wurde für das Hauptgebäude der Jade Hochschule am Studienort Oldenburg eine Informationsumgebung geschaffen, die eine Grundlage für die weitere Planung und Realisierung ist. Es wurde ein digitales Kartierungsmodell generiert. Es besteht aus der Verknüpfung einer lasergescannten Punktwolke und Panoramafotos. Innerhalb der Punktwolke sind an jedem Ort genaue Maße entnehmbar, die Panoramafotos dokumentieren umfassend die Ist-Situation und ausgewählte Objekte (z.B. Feuerlöscher) werden zu einem „Point of Interest“ mit ergänzend hinterlegten individuellen Informationen. In diesem digitalen Gebäudemodell kann sehr effizient nach Informationen gesucht und gefiltert werden. Es ist browserbasiert und alle zu Beteiligenden können individuelle Nutzerrechte zugewiesen werden. Es steht somit online im Büro als Planungswerkzeug und Vorort auf dem Tablett als Datenbasis zur Verfügung.
Bei der Umsetzung der Corona-Schutzmaßnahmen leistet das digitale Gebäudemodell sehr wertvolle Dienste. Die Liegenschaft kann mit den beteiligten Mitarbeitern und Firmen virtuell begangen werden, um z.B. Bedarfe zu ermitteln und zu dokumentieren. Umgesetzte Maßnahmen können dem Modell ergänzend als Text mit Foto einem „Point of Interest“ zugeordnet werden. Die Organisation von Abstimmungen vereinfacht sich erheblich, da viele Fragen über Videokonferenz (mit geteiltem Modell) geklärt werden können. Vororttermine mit Exposition der Beteiligten sind in vielen Fällen vermeidbar. Die denkbaren Szenarien der Anwendung dieses vergleichbar einfachen digitalen Gebäudemodells sind gerade im Bereich Arbeitssicherheit und Gebäudemanagement so vielseitig. Seine Nutzung soll unabhängig von Corona intensiviert werden.